Dezember 2022
Lieber Jakob,
du bist jetzt noch nicht einmal 2 Jahre alt und bekommst schon deine erste „Gehaltserhöhung“! (Der Bundestag hat eine Kindergelderhöhung ab 2023 beschlossen [1]). Und dafür musstest du noch nicht mal etwas machen. Cool, oder? 🙂
Wir wollen für dich diese Kindergelderhöhung ab 2023 anlegen!
Bevor ich darauf eingehe, worin wir das Geld anlegen und warum, erst mal eine kurze Zusammenfassung, was der Bundestag beschlossen hat:
Kindergelderhöhung 2023 kurz zusammengefasst
Zum 1. Januar 2023 wird das Kindergeld auf 250 € im Monat, pro Kind, erhöht. [1]
Aktuell bekommen Eltern für die ersten beiden Kinder 219 €, für das dritte 225 € und erst für das vierte Kind 250 €. Für die ersten beiden Kinder bedeutet das immerhin eine Kindergelderhöhung um 31 € pro Monat und für das dritte 25 €. Eine Familie mit drei Kindern hat dann also 1044 € mehr im Jahr. Schön.
In unserem Fall, lieber Jakob, sind das dann immerhin 372 € pro Jahr.
Die große Frage ist nun, was tun wir mit dem „unerwarteten Geldsegen“?
Die Antwort ist klar: Die Kindergelderhöhung 2023 für dich anlegen! Nur wie?
Kindergelderhöhung 2023 anlegen – wie und warum überhaupt?
Befassen wir uns erst einmal kurz mit dem „Warum„.
Warum sollten wir diese Kindergelderhöhung für dich anlegen? Wir könnten dir mit den 31 € ja auch jeden Monat ein schönes Spielzeug oder Kleidung etc. kaufen.
Nun ja. Zum einen hast und bekommst du auch so genug Sachen. In unserer Gesellschaft mangelt es den Kindern im Allgemeinen nicht am Spielzeug. Ich habe vor einer Weile mal eine Reportage gesehen, die mich etwas schockiert hatte. Kinder haben heutzutage hunderte Spielsachen. Die meisten davon sind relativ schnell wieder uninteressant und liegen dann in der Ecke. Also rausgeworfenes Geld. Und wenn du mal älter bist, erinnerst du dich wohl nicht mehr an dieses eine „tolle“ Ding, das du im August 2023, vom Kindergeld bezahlt, bekommen hast und dann irgendwann im Müll landete. Nachhaltig ist auch anders…
Zum anderen habe ich eine der Lehren von Bodo Schäfer – einem bekannten Finanzcoach, Redner und Autor – verinnerlicht: Wenn man zu Vermögen kommen will, muss man eben sparen. So erklärt er u.a., dass man von seiner Gehaltserhöhung immer mindestens 50 % sparen sollte! Und das macht meiner Meinung nach vollkommen Sinn. Wenn ich bisher mit meinem Gehalt gut über die Runden gekommen bin, warum soll ich dann das Geld einer Gehaltserhöhung für „irgendwas“ ausgeben und damit unnötig auf den Kopf hauen?
Mit der Hälfte könnte man sich auch noch was gönnen und eben die andere Hälfte anlegen. Diesen Ansatz könnten wir bei der Kindergelderhöhung 2023, die ja quasi eine „Gehaltserhöhung“ für dich ist, natürlich auch nutzen. Da wir soweit gut über die Runden kommen, wird alles gespart.
Kommen wir nun zum „Wie“.
Diese Frage ist leicht zu beantworten, wie du dir bestimmt schon denken kannst. 🙂 Natürlich wird das Geld in ETFs für deinen langfristigen Vermögensaufbau investiert. Voraussichtlich im Elterndepot, um eine schöne Balance zwischen Kinderdepot und Elterndepot zu halten.
Aber ist das aktuell eine gute Idee? Alle möglichen Krisen, Kriege und die Inflation treiben die Aktienmärkte immer noch um. Vielleicht doch konservativ aufs Konto legen und auf bessere Zeiten warten? (Bei 10% Inflation)
Keiner kann die Zukunft vorher sagen. Es kann nächstes Jahr aufgrund all dieser Krisen zu einer Wirtschaftsrezession kommen und die Aktien könnten weiter fallen. Oder die Krisen werden weniger und die Kurse steigen wieder. Wer weiß das schon? Was ich aber weiß ist, dass wir langfristig denken und anlegen. Wir investieren regelmäßig, jeden Monat und da sind kurzfristige Schwankungen nicht entscheidend.
Wir können zwar nicht in die Zukunft sehen, aber dafür easy in die Vergangenheit. Und da es in den letzten 15 Jahren auch die ein oder andere Krise gab, machen wir einfach mal einen „Backtest“:
Backtest: Kindergelderhöhung anlegen. Betrachtung der letzten 15 Jahre
Ich möchte hier mal das folgende Szenario durchspielen:
Wir reisen 15 Jahre in die Vergangenheit in das Jahr 2007, nehmen die 31 € und legen diese monatlich, breit gestreut, in den globalen Aktienmarkt per ETF an. Ich wähle dafür einen All Country World ETF, beispielhaft den iShares MSCI ACWI UCITS ETF mit der Wertpapierkennnummer: A1JMDF.
Szenario: Kindergelderhöhung von 31 € über die letzten 15 Jahre angelegt
Wir starten also im Jahr 2007, genauer gesagt im Dezember. Mal schauen, was zum heutigen Zeitpunkt, Dezember 2022, dabei herausgekommen wäre:
Wenn wir über den Zeitraum der letzten 15 Jahre jeden Monat 31 €, sprich in Summe 5.580 €, investiert hätten, so wäre das Portfolio heute, im Dez. 2022 13.252 € wert. Also fast das 2,4-fache! Im Schnitt ca. 6 % Rendite pro Jahr. Gar nicht so schlecht…
Natürlich hätte man eben auch Schwankungen aushalten müssen, da es an der Börse natürlich nicht wie am Schnürchen nach oben geht. Das zeigt dieses Bild:
Im ersten Jahr, als noch nicht viel Geld investiert gewesen wäre, ging es mit einer Jahres“rendite“ von -24 % am stärksten nach unten. Wenn das am Anfang einer längeren Sparperiode passiert, ist das natürlich Glück, da noch nicht so viel Geld investiert ist und wir weiter besparen. Günstiger. Wir kaufen quasi mit Rabatt. Bis es wieder nach oben geht.
Warum eigentlich 15 Jahre?
Für mich bedeutet eine „langfristige Geldanlage“ im Aktienmarkt mindestens einen Anlagehorizont von 10 bis 15 Jahren einzuhalten, wenn nicht sogar noch länger. Hier ist statistisch die positive Rendite-Wahrscheinlichkeit am höchsten. Sprich, je länger wir investiert sind und bleiben, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir einen netten Gewinn machen.
Außerdem hatten wir in den letzten 15 Jahren jede Menge Krisen [4],[5] und diese werden oft als Grund angeführt, mit dem Investieren noch abzuwarten. Bis diese vorbei sind. Aber: Irgendwas ist halt immer! Und sind Krisen wirklich so schlimm für ein Investment?
Dass wir mit einer monatlichen Investition die letzten 15 Jahre eigentlich ganz gut gefahren wären, haben wir schon weiter oben betrachtet. Wie wäre es aber gewesen, wenn wir einfach einmalig, sagen wir mal 1000 €, investiert hätten und dann alle Krisen in diesem Zeitraum ausgesessen hätten?
Schauen wir uns mal die letzten 15 Jahre und einige der Krisen, die Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit Aktienkurse hatten, an:

Wow, das sind doch so einige, oder? Und ich habe hier nicht alle Krisen aufgelistet…
Aus im Dezember 2007 investierten 1.000 € wären trotz aller Krisen, Crashes und Problemen im November 2022 ein Wert von 3.153 € entstanden. Also mehr als eine Verdreifachung. Nochmal: Trotz Krisen! Einfach aufgrund einer langfristig orientierten Geldanlage bei Wirtschaftswachstum und Zinseszinseffekt durch automatische Reinvestition der Ausschüttungen…
Die Rendite wäre mit durchschnittlich etwas über 8 % pro Jahr sogar besser ausgefallen, als bei der monatlichen Investition (siehe weiter oben).
Das zeigt: je länger man mit einer gewissen Summe investiert ist, umso besser. [8] Bei Investition per Sparplan stückelt man die Investition dieser Summe über einen langen Zeitraum. Dadurch reduzieren wir mittelfristig das Risiko, aber langfristig eben auch die Rendite, da Anteile eben später gekauft werden und damit nicht so lange investiert sind und für dich „arbeiten“ können.
Da wir die Kindergelderhöhung ab 2023 allerdings monatlich ausbezahlt bekommen, wird das Geld auch monatlich angelegt. Sobald es da ist…
Krisen gab es also schon immer und wird es immer geben. Mal sind auch größere Krisen dabei, die dann einen größeren Einfluss haben. Aktuell stecken wir in einer sehr großen Krise. Sollten wir das dann doch gesondert betrachten? Erst mal das Geld aus der Kindergelderhöhung 2023 sicher anlegen und dann im Tief auf einmal in einen ETF stecken?
Kindergelderhöhung 2023 anlegen: erst Tagesgeld und dann nach der Krise in ETFs?
Ist es wirklich eine gute Idee, jetzt in ETFs anzulegen? Es ist ja schon absehbar, dass wir aufgrund der aggressiven Zinserhöhungen der Notenbanken weltweit, um die Inflation zu bekämpfen, nächstes Jahr in eine Rezession rutschen werden, oder? Und dann scheppert es erst nochmal richtig im Karton, nicht wahr?
Ehrliche Antwort von mir: Keine Ahnung! Ich weiß es einfach nicht.
Natürlich könnten wir auch einen Teil des Geldes aufs Tagesgeldkonto legen und nur einen Teil monatlich in einem ETF besparen. Das angesparte Cash könnten wir dann in den ETF stecken, wenn die Krise vorbei ist. Nur wann ist das? Wer gibt den Startschuss?
Vor genau 15 Jahren wäre es, wie die Charts oben schön gezeigt haben, besser gewesen, erst mal noch zu warten und z.B. im Tief 2009 per Einmalanlage das ersparte Geld zu investieren und ab dann mit dem monatlichen Sparplan weiterzumachen. Rückblickend ist das immer leicht zu sagen! Selbst damals, Ende 2009 als der Tiefpunkt der Finanzkrise erreicht war, war es nicht offensichtlich, dass ab „jetzt“ die Börsen wieder steigen. Man muss nur mal die Schlagzeilen zu dem Zeitpunkt googeln. Weltuntergangsstimmung.
Vorhersagen, wie es jetzt die nächsten Jahre kommt, kann also niemand verlässlich. Vielleicht befinden wir uns ja auch jetzt schon im Tief? Vielleicht geht es weiter nach unten?
Also bleiben wir dabei. Die 31 € Kindergelderhöhung 2023 werden komplett in ETF angelegt. Wir versuchen nicht den Markt zu timen und haben lieber mehr Zeit im Markt. Außerdem sparen wir uns den Aufwand den Markt ständig zu beobachten, zu hinterfragen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist und dann den „Aufwand“ das Geld anzulegen. Das lassen wir mal schön automatisch den Sparplan erledigen und wir nutzen die Zeit sinnvoller!
Was kommt langfristig dabei rum, wenn die Kindergelderhöhung angelegt bleibt?
Du hast noch etwas über 16 Jahre bis zu deinem 18. Geburtstag. Ab diesem Tag hast du vollen Zugriff auf das Geld und kannst damit machen, was du möchtest. Wieviel wird das dann sein? Und was passiert, wenn du das einfach liegen lässt? Schauen wir uns das mal an:
Angenommen, wir erhalten mit deinem Investment eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6 %, wie wir es auch in den letzten 15 Jahren gehabt hätten. Dann wären aus den investierten 5.952 € die über die 16 Jahre eingezahlt die Summe von 9.860,56 € geworden. [6] Schon mal nicht schlecht. Für den Führerschein (falls du den dann überhaupt noch brauchst) würde es reichen 🙂
Was aber, wenn du ab dann das Geld für lange Zeit einfach im ETF liegen lässt? Sagen wir mal, du willst mit 50 auscashen. Das wären dann nochmal 32 Jahre. Bei einer angenommenen durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7 % (längerer Zeitraum, da werde ich optimistischer ;-)) hättest du, ohne einen weiteren Cent einzuzahlen, einen netten Betrag zur Verfügung: 85.937,45 € und weitere 10 Jahre später, im alter von 60 Jahren 169.051,97 €. [7]
Alles, was du dir dann nur überlegen musst ist, ob dir mit 18 der Führerschein, oder was auch immer, die knapp 170 TAUSEND Euro „Opportunitätskosten“ wert sind…
Fazit
Wir werden auf jeden Fall die Kindergelderhöhung 2023 anlegen! Und zwar in breit gestreute Aktien ETFs.
Ich hoffe, lieber Jakob, dass wir beide in 15 Jahren gemeinsam auf diese Zeit zurückblicken, uns anschauen und sagen: Hey, das war doch eine richtig gute Entscheidung 🙂
Und wenn nicht, dann bleibt das Geld noch länger investiert! Du bist dann gerade mal 17 Jahre alt und hast dann noch jede Menge Zeit…
Dein Papa
Weitere relevante Veränderungen 2023
In 2023 wird nicht nur das Kindergeld erhöht. Darüber hinaus wird der:
- Sparerpauschbetrag von 801 € auf 1.000 € erhöht [2]
- Grundfreibetrag von 10.348 € auf 10.908 € erhöht [2]
Beides kann sich auch positiv auf die Geldanlage für Kinder auswirken, wenn hier schon Kapitalerträge in größerem Umfang erzielt werden.
Nachwort
Lieber Blog Leser. Dieser Eintrag ist als E-Mail an meinen Sohn zu verstehen, welche ich gerne mit dir teile. Ich hoffe, dass ich dich damit habe inspirieren können und du auch eine langfristige Geldanlage für dein Kind in Angriff nimmst.
Wenn du auch ein Depot für ein Kind eröffnen willst und es dich interessiert, über welche Bank ich für Jakob ein sogenanntes Kinderdepot (auch Junior Depot) eröffnet habe, so schau gerne in meine kurze Übersicht: was ich nutze.
Du willst etwas Gutes für dein Kind tun und auch mit dem langfristigen Investment anfangen? Dann schau dir „Geldanlage für Kinder Schritt für Schritt“ auf meiner Startseite an. Warte nicht zu lange. Zeit ist Geld, wie ich in der ersten E-Mail an Jakob schon gezeigt habe.
Disclaimer
Beim Erstellen meiner Blogeinträge greife ich auf meine Erfahrung und mein angesammeltes Wissen, sowie aktuelle Recherche zurück und gebe auch gerne einen Einblick in mein konkretes Handeln. Ich teile hier öffentlich eine E-Mail an meinen Sohn. Dies ist keine Anlageberatung. Historische Renditen sind keine Garantie für die mögliche zukünftige Entwicklung. Lies bitte auch mehr dazu hier.
Fehler können passieren (z.B. bei Berechnungen), falls du einen findest, so weise mich gerne darauf hin.
Quellen & weiterführende Links
[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/deutliche-kindergelderhoehung-2141952
[2] https://www.finanzfluss.de/blog/finanzielle-aenderungen-2023/
[3] https://backtest.curvo.eu/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftskrise
[5] https://sandboxfp.com/blog/stock-market-pullbacks-since-the-financial-crisis
[6] https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php
[7] https://www.zinsen-berechnen.de/zinsrechner.php
[9] 70 Jahre Aktienmarkt und Krisen – Gründe nicht zu investieren gab es immer
Hallo Frank,
Deine Idee mit der direkten Geldanlage des Kindergeldes finde ich sehr sinnvoll, denn gerade der Zinseszinses-Effekt wird sich positiv auswirken.